Potenzialanalyse durch Netze BW

Wie der Alb-Donau-Kreis seinen zukünftigen Strombedarf mit regenerativen Energien bilanziell selbst erzeugen kann

„Wir müssen in unserer Region ein elementares Interesse daran haben, die erneuerbaren Energien und unsere Stromnetze so schnell wie möglich auszubauen – um das Klima zu schützen und gleichzeitig eine verlässliche Energieversorgung sicherzustellen. Denn bis die großen Stromtrassen von Norddeutschland bis zu uns in den Südwesten fertiggestellt sind, wird es dauern. Eine sichere und planbare Energieversorgung ist jedoch insbesondere für die Wirtschaft ein zentraler Standortfaktor. Daher habe ich bei der Netze BW eine Potenzialanalyse angefragt, um eine konkrete Vorstellung zu bekommen, in welchem Umfang und in welchem Energiemix wir zusätzlich regenerative Energien ausbauen müssen“, sagte Landrat Heiner Scheffold in der heutigen Sitzung des Kreistags, in der die Potenzialanalyse der Netze BW vorgestellt wurde.

Wie kann also die Energiezukunft im Alb-Donau-Kreis aussehen? Kann der Alb-Donau-Kreis eine bilanzielle Energieautarkie erreichen, also genauso viel Strom erzeugen, wie Menschen und Industrie verbrauchen? Mögliche Antworten stellte Thomas Stäbler, Leiter des Regionalzentrums Oberschwaben der Netze BW, den Kreisrätinnen und Kreisräten vor: Der Strombedarf werde bis zum Jahr 2040 um knapp 60 Prozent von 1,7 auf 2,7 Terawattstunden steigen. Das liege vor allen daran, dass für Elektroautos, Wärmepumpen und Industrie künftig noch mehr Strom benötigt werde als bisher. Um den Strombedarf gänzlich aus erneuerbaren Energien zu decken, müssen diese um 180 Prozent von 1,0 auf 2,7 Terawattstunden ausgebaut werden. Dies entspricht einem Zubau der installierten Leistung um 250 Prozent von 0,6 auf 2 Gigawatt. Da der Energieverbrauch und die Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien nicht zu jeder Stunde deckungsgleich sind, benötigt es neben Speichermöglichkeiten und einem Ausbau der Stromnetze auch disponible Kraftwerke außerhalb des Alb-Donau-Kreises.

Studie wurde auf den Alb-Donau-Kreis angepasst
„Die notwendige installierte Leistung in 2040 entspricht beispielsweise insgesamt einem Zubau von 41.000 Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen durchschnittlicher Einfamilienhäuser, 625 Hektar Freiflächen-Photovoltaikanlagen und 57 neuen Windenergieanlagen“, sagte Thomas Stäbler. Für Solarparks werden demnach in 2040 insgesamt 0,7 Prozent der Kreisfläche und für Windenergieanlagen etwa 1,5 Prozent der Flächen notwendig sein, wobei die Flächen unter Windrädern in der Regel weiterhin durch Land- und Forstwirtschaft genutzt werden können.

Die Potenzialanalyse basiert auf der Studie des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) „Sektorziele 2030 und Klimaneutrales BW 2040“, die im Auftrag der Landesregierung erarbeitet und im Juni 2022 veröffentlicht wurde. Die Flächenzielwerte für PV- und Windenergieanlagen und weitere Annahmen wurden aus dieser Studie für die Potenzialanalyse des Alb-Donau-Kreises übernommen und entsprechend der lokalen Gegebenheiten angepasst. Beispielsweise bestehen bekanntermaßen durch die Flugkorridore der Bundeswehr Einschränkungen für den Windkraftausbau. Außerdem wurde der Strombedarf der Industrie höher angesetzt, aufgrund der energieintensiven Zement- und Kalkindustrie im Kreis.
Alb-Donau-Kreis: Potenzialanalyse

Durch Repowering weniger Flächenverbrauch nötig
Die Anzahl gänzlich neuer Windenergieanlagen kann, laut der Potenzialanalyse, jedoch durch das Repowering bestehender Windräder reduziert werden. Wenn die bestehenden 44 Anlagen im Landkreis, die häufig bereits seit ein bis zwei Jahrzehnten Strom produzieren, durch neue, leistungsstärkere Windräder ersetzt werden, sind darüber hinaus nur noch 22 und nicht 57 neue Windenergieanlagen bis 2040 notwendig. Die Potenzialanalyse ist auf der Internetseite des Landratsamts Alb-Donau-Kreis verfügbar.

Ein wichtiger Baustein des künftigen Energiesystems wird zudem der Energieträger Wasserstoff sein. Die großen Wasserstoff-Fernleitungen werden derzeit auf Bundesebene geplant, auch bis in den Alb-Donau-Kreis. Wenn Wasserstoff zumindest teilweise vor Ort im Alb-Donau-Kreis produziert werden soll, benötige man 1,6 Terawattstunden Strom zusätzlich. Um diesen zusätzlichen Strom bis 2040 im Alb-Donau-Kreis zu erzeugen, müssten die Energieanlagen für Sonne und Wind in etwa verdoppelt werden. „Wasserstoff hat viel Potenzial – welche Rolle er genau bei uns in der Region künftig einnehmen kann, können wir derzeit aber noch nicht im Detail einschätzen“, sagt Ken Krauß, Nachhaltigkeitsmanager für den Alb-Donau-Kreis.

Für Landrat Heiner Scheffold ist die Energiesicherheit im Alb-Donau-Kreis von großer Bedeutung: „Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, den Ausbau der erneuerbaren Energien bei uns aktiv voranzutreiben. So können wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig die Energieversorgung in unserer Region sichern – diese ist für die Bürgerinnen und Bürger und für unsere starke Wirtschaft im Alb-Donau-Kreis essenziell. Die Potenzialanalyse zeigt, dass es uns gelingen kann.“